Mehr Mut für meine Träume [Blogparade]

Sollte es nicht einfach sein, das zu tun, was man tun möchte? Warum erfordert es nur so viel Mut? Wir stehen uns ständig selbst im Weg, aber auch unsere Verpflichtungen stehen uns im Weg. Allzuoft werden Träume solange im Gedankenkarussell gedreht, bis ihnen ganz schwindelig ist… Wenn ich tue, was ich möchte, habe ich dann noch genug Geld fürs Leben? Genug Zeit für die Kinder? Genug Power, um alles unter einen Hut zu bekommen?

Heute nehme ich an der Blogparade „Was ist wirklich mutig für dich?“ von Sarah teil und habe mich als Thema für meinen Umzug von Bonn nach Dresden entschieden, bei dem ich viele Runden mit dem Gedankenkarussell gefahren bin, und dann bin ich doch ausgestiegen und hab´s einfach gemacht.

Ich hätte auch darüber schreiben können, wie wir im Studium Kinder bekommen haben oder über mein Germanistik-Studium („Was willst du denn damit machen?“), vielleicht über das Investieren in Aktien oder über Ehrenämter und ähnliches, aber dieser Umzug war für mich wirklich schwierig, da mein Mann ihn eigentlich nicht wollte und die Kinder natürlich auch nicht. Ich allein habe eine Entscheidung für vier getroffen und getragen – das wog schwer! Und doch machte die Entscheidung leicht & frei.

Ist es mutig, weit weg zu ziehen?

Nicht das erste Mal in meinem Leben bin ich einmal quer durch Deutschland gezogen, denn mit 18 Jahren ging es genau in die andere Richtung. Ich wohnte damals in einem kleinen sächsischen Dorf nahe der tschechischen Grenze und nahm eine Ausbildungsstelle in Köln an. Das war, keine Frage, auch mega aufregend, denn ich musste mich als Dorfkind in der großen Stadt zurecht finden und – noch schlimmer – ich musste alleine Wohnen fern ab von allen Menschen, die ich kannte. Und ich verließ das Umfeld Schule, musste mit der Arbeitswelt klar kommen, saß von 9-18 Uhr am Schreibtisch bei nur noch 24 Tagen Urlaub…

Der Unterschied ist allerdings, dass ich nur für mich allein verantwortlich war. Ich hatte noch keine zwei kleinen Kinder und einen Mann im Schlepptau, sorgte mich weder um KiTa-Plätze noch um Arbeit für meinen Mann und ich suchte nur für mich allein ein soziales Umfeld zusammen.

Nur Mut?

Es klingt ziemlich verstaubt, aber doch ist es eben so, dass ich als Mutter und Ehefrau Verpflichtungen hatte, die mein 18-jähriges Ich noch gar nicht kannte. Ich trug die Verantwortung für das Glück dreier anderer Menschen und musste daher auch verantwortungsbewusst handeln… Im Grunde schlossen meine Bedenkeb aber mein eigenes Glück aus, oder?

Vielleicht musste ich einfach mit dem glücklich sein, was ich hatte? – was ja gar nicht so wenig war. Immerhin zwei glückliche Kinder, ich hatte einen tollen Mann und eine unbefristete Stelle, wenn auch nur für 30 Stunden, weil die KiTa-Öffnungszeiten nicht mehr zuließen.

Das Problem war:

  • Ich wollte lieber als Redakteurin oder im Verlag arbeiten.
  • Ich wollte gern nach Dresden, weil ich die Stadt so liebte, und meine Familie näher bei mir hätte.
  • Ich wollte im Osten leben, weil er familienfreundlicher ist.
  • Und eine größere Wohnung als unsere 2 Zimmer in Bonn reizte mich ebenfalls.

Natürlich hatte ich zunächst versucht, in Bonn eine neue Arbeit oder Wohnung zu finden. Die Wohnung scheiterte immer wieder am Geld, da ich mit meinen 30 Stunden keine 3-Zimmer-Wohnung bezahlen konnte und mein Mann arbeitete auch nur 20 Stunden. Mehr arbeiten konnte ich aber nicht, weil ich spätestens 14:30 Uhr die Kinder abgeholt haben musste.

Auch das Finden einer neuen Arbeit scheiterte wahrscheinlich immer wieder an der Kinderbetreuung. So eine genaue Rückmeldung erhielt ich nie, aber wenn man sich in Teilzeit auf Vollzeitstellen bewirbt, ist die Chance eben doch schlechter, eingestellt zu werden als für die anderen Bewerber*innen. Vollzeit ging aber mit diesen Betreuungszeiten einfach nicht und mein Mann arbeitete als Hort-Erzieher nur nachmittags.

Irgendwie drehte sich alles im Kreis. Hinzu kam, dass unsere Uni-Freunde nach und nach die Stadt, in der wir alle studiert hatten, verließen. Es fühlte sich zunehmend einsamer an, auch wenn natürlich noch ein kleiner Kern da war und ich auch über die Kinder Menschen kennengelernt hatte. Bonn fühlte sich trotzdem nicht mehr länger als der Ort an, an dem ich leben wollte.

… und ich wollte mich vor allem nicht einfach dem Schicksal ergeben.

Hallo „Komfortzone“ – und Tschüss?

Das war also die so genannte „Komfortzone“, von der man schon so einiges gelesen hat. Wir hatten in Bonn Wohnungen, Arbeit, Kindergartenplätze und soziale Kontakte. Egal, wo wir hinziehen würden, es wäre nicht nur anstrengend, sondern der Ausgang auch furchtbar ungewiss.

Sich auf eine Stelle in Dresden zu bewerben, das war das eine, aber sie tatsächlich anzunehmen, das andere. Das bedeutete nämlich, ich würde die Komfortzone verlassen müssen. Dabei geht es gar nicht um Luxus, sondern um ganz essentielle Dinge:

  • Werden wir in Dresden eine Wohnung finden?
  • Wird mein Mann Arbeit bekommen?
  • Finden wir Kindergartenplätze?
  • Fühlen sich die Kinder in der neuen Stadt wohl?
  • Finden wir Freunde?

Natürlich ging es auch um den Verlust unserer Beziehungen in Bonn. An meinem vorletzten Tag ging ich zum Beispiel noch mit einigen Mamis aus dem Kindergarten essen und wir sagten einander „Lebewohl“. Ich war tatsächlich fest eingebunden, auch relativ beliebt und mir fehlen diese Freundinnen.

Mir fehlen aber auch ganz tiefe Freundschaften wie die Familie, die mit uns im Haus gewohnt hat, deren Kinder ich habe aufwachsen sehen und mit denen wir schon Zeit verbrachten, als wir selbst noch keine Kinder hatten, sondern einfach nur Nadine und Adrian waren.

Umziehen mit Kindern ist ein Sprung ins kalte Wasser

Ich habe trotzdem geschafft diese Komfortzone zu verlassen und eins war überraschend: als die Entscheidung endlich getroffen war, ging alles andere plötzlich gar nicht mehr so schwer.

Ich ging zunächst alleine nach Dresden, regelte die neuen Kindergartenplätze (6:30 Uhr bis 17:30 Uhr geöffnet! Wahnsinn!), fand eine neue Wohnung (90 Quadratmeter! Wahnsinn!) und nach einiger Zeit fand auch mein Mann Arbeit (Juhu!). Inzwischen macht er hier sogar die nebenberufliche Erzieherausbildung (Wahnsinn!). Und unsere Hausgemeinschaft in Dresden ist einfach ein Traum. Allein in unserem Haus leben 14 Kinder, aber auch Rentner, Pärchen, Singles, Studis… Es ist großartig.

Fazit: Der Mut hat sich gelohnt

Es hätte alles ganz anders kommen können, aber das ist es nicht. Der Umzug hat sich als großartiger Schritt in unserem Leben herausgestellt und wir wohnen inzwischen seit zwei Jahren sehr glücklich in Dresden. So schnell wollen wir auch nicht weiter, aber wer weiß, was die Zukunft bringt…

Wir sind auf jeden Fall durch unseren Mut gewachsen und haben neues Selbstvertrauen in uns gewonnen. Das Leben tanzt nach unseren Regeln! Es ist nicht leicht, das ist klar. Wir haben auch zeitweise von sehr wenig Geld gelebt, aber allen Hürden und Ungewissheiten zum Trotz hat sich der Mut gelohnt und ich stolz, dass wir das durchgezogen haben.

Bist du auch schon mal mit Kindern umgezogen?

deine

Schriftzug Dresden Mutti

13 Kommentare zu „Mehr Mut für meine Träume [Blogparade]

Gib deinen ab

  1. Liebe Nadine,
    danke für deinen wirklich ermutigenden, persönlichen Text als Beitrag zu meiner Blogparade! Toll finde ich, wie konkret und anschaulich du deinen/euren Weg beschreibst, inklusive der Verantwortung, die wir als Eltern und innerhalb unserer Beziehungen eben auch für unsere Liebsten tragen! Das ist wirklich inspirierend für mich und dein Text wird mich vermutlich noch eine Weile gedanklich beschäftigen. Was ich jedenfalls auch unterstreichen kann: sich überhaupt zu einer Entscheidung durchzuringen empfinde ich fast als den schwierigsten Schritt. Habe ich den einmal (mit Überzeugung) getan, läuft es dann meist wieder. Herzlichen Gruß und weiter so eine gute Zeit im schönen Dresden!
    Sarah
    PS. Da der Papa meines Sohnes aus Sachsen kommt, habe ich zu der Ecke Deutschlands auch schon eine Beziehung! 🙂

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Sarah,
      ich bin auch froh, dass es für uns so positiv gelaufen ist – mein Mann fühlt sich zum Glück auch sehr wohl in Dresden ❤
      Woher genau stammt denn der Papa deines Sohnes?

      Viele Grüße
      Nadine

      Like

  2. Liebe Nadine ! Das Dilemma mit den Betreuungszeiten und der Arbeitszeit scheint im Osten ja besser gelöst zu sein .
    Seid ich ein Kind habe höre ich immer wieder wie vorbildlich der Osten ist was die Vereinbarkeit angeht und auch die Einstellung zum arbeiten mit Kind.

    In der Tat war euer Schritt mutig ! Die Alternative wäre ja in Bonn bleiben gewesen aber wie du schon schreibst – da ist ne 3 Zimmer Wohnung utopisch teuer und willst zu 4. auf 3 Zimmern leben ?? Ich krieg schon zu 3 . Zuviel .

    Oft wird Mut belohnt ! Dein Beispiel zeigt das man es wagen sollte

    Gefällt 1 Person

    1. Hey Wioletta,
      danke für deinen Kommentar 🙂 Tatsächlich wohnen wir inzwischen zu viert in einer (großen) 3 Zimmer-Wohnung 😉 Die Kinderbetreuung im Osten ist tatsächlich toll, sodass es nicht verwundert, dass hier viele Eltern nach einem Jahr wieder arbeiten gehen. Die Öffnungszeiten sind lang und es gibt kaum Schließtage. Bei uns ist der Kindergarten nur an 3 Tagen im Jahr geschlossen + zwischen den Tagen nach Weihnachten. Auch in der Schule bekommt jedes (!) Kind einen Hortplatz. Das erleichtert die Vereinbarkeit. Inzwischen arbeiten sowohl mein Mann als auch ich Vollzeit; das wäre in Bonn schwer möglich gewesen.

      Viele Grüße
      Nadine

      Gefällt 1 Person

      1. Das finde ich auch; gerade weil ich es eben aus Bonn noch alles ganz anders kenne (obwohl mir der Bonner Kindergarten ansonsten besser gefallen hat). Danke 🙂

        Like

  3. Liebe Nadine,
    vielen Dank für die tollen Erfahrungen und ja ich bin auch schon mit Kind umgezogen, allerdings von Berlin nach „Westen“- Soltau in Niedersachsen wegen dem Job meines Expartners/ Vater meiner Tochter.. ja ich habe es verraten, es ist nach 2 Jahren gescheitert, obwohl mich diese Zeit auch sehr geprägt hatte.
    In Berlin war die Kinderbetreuung in VZ kein Thema und dort kam dann von 8-12 ODER 13-17 Uhr als Vorschlag und als ich dann über das Jugendamt doch einen VZ Platz bekam, wurde ich mit den Worten begrüßt: „Ach Sie sind das! Welche Mutter möchte denn den ganzen Tag von seinem Kind getrennt sein?“
    Zum Ende vom Lied war ich dann VZ Beschäftigte, mit Kind und Partner, mit Hund und 1. Vorsitzende im Kinderschutzbund in Soltau. Also genau das Gegenteil von dem, was dort ÜBLICH war.
    Daher war es für mich auch ein Stück weit Befreiung, als ich nach Berlin zurück ging, allerdings als alleinerziehende Mama mit Hund.
    Beste Grüße aus Gosen City bei Berlin Nadja Mewes

    Gefällt 1 Person

    1. Danke liebe Nadja, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Deine Geschichte finde ich wirklich mutig, denn es ist schwierig, sich nicht von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen. Ich habe in Bonn nur 30 Stunden gearbeitet und das war für die meisten Eltern schon (zu) viel… In meinem Fall hat es zwar niemand kritisiert, aber unterschwellig merkte man schon, dass es nicht immer ganz so gut ankam. Die Denkweise ist einfach für manche noch eine andere. Ich hoffe, dir geht es inzwischen auch in Berlin wieder gut mit Hund und Kind. Alleinerziehend zu sein ist ja doch eine beachtliche Leistung! Viele Grüße, Nadine

      Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: