[Rezension]
Ich durfte das Buch „Das Shakespeare-Prinzip“ von Andreas T. Sturm lesen, welcher darin zwei sich fremd erscheinende Welten miteinander verbindet: die Literatur und den Erfolg. Sind sich die Welten wirklich so fremd? Im Grunde nicht, nur haben wir heute ein anderes Verständnis von literarischen Werken, dabei war Erfolg schon immer ein Thema in den Werken großer Dichter und Denker. So beschäftige sich beispielsweise auch Goethe in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ mit der schöngeistigen Kunst UND der klassischen Bildung. Übrigens – um den Bogen zum Buch zurück zu schlagen – war auch der Held bei Goethe von Shakespeare und besonders dessen Hamlet sehr angetan und hat letztlich von ihm gelernt.

13 Wege zum Erfolg dank Shakespeare?
Mein Mann meinte neckisch: „Na bei 13 Wegen wird schon einer zum Erfolg führen.“ Letztlich ist das Buch allerdings kein Ratgeber im klassischen Sinne. Es werden weniger konkrete Handlungsempfehlungen gegeben, sondern Andreas Sturm analysiert verschiedene Werke und Lebensstationen Shakespeares, mit denen er 13 Erfolgsprinzipien begründet. Er schreibt über Lebensweisheiten, die er aus Shakespeares Werken entnommen hat und hat dabei ausgezeichnete Recherchearbeit geleistet. Die Zitate und Situationen sind treffend gewählt.
Als Beispiel seien hier drei der Erfolgsstrategien genannt:
- Nutze Perspektivwechsel und den Verfremdungseffekt zur Reflexion!
- Habe Mut zum Geheimnis: Gib nicht alles preis!
- Sei unkonventionell: Überschreite Grenzen und entdecke fremde Gebiete!
Zur Begründung zieht der Autor immer wieder die Werke Shakespeares heran, die er in Deutsch und Englisch zitiert. Fast auf jeder Seite findet sich ein Shakespeare-Zitat und dazwischen die Erklärung, wie wir uns das Wissen selbst zu Nutze machen können. Dabei geht es vor allem um das passende Mindset, um Selbstreflexion, aber auch um Mut und Selbstbeherrschung.
Schön an dem Buch sind die vielen Lebensweisheiten, die tatsächlich noch heute wie die Faust aufs Auge passen. Es lohnt sich, immer wieder das eigene Verhalten und sich selbst aber auch andere zu reflektieren. Das Buch gibt hierfür viele passende Denkanstöße, immer entnommen den Worten des großen Dichters Shakespeare. So heißt es zum Beispiel bei Sturm (grün markiert):

Tatsächlich zeigt die Erfahrung, dass Menschen umso mitteilsamer werden, je mehr sie im Unrecht sind. Der Mut zur Reflexion des eigenen Verhaltens fehlt an dieser Stelle und wird durch Geschwätzigkeit ersetzt, dabei gehört auch Mut dazu, zu seinen Worten und Taten zu stehen – auch da braucht es eigentlich nicht vieler Worte.
Ein anderes Beispiel ist dieses hier (lila markiert):

Auch dieser Satz enthält viel Wahrheit und ist ein gut gewähltes Bild, das auf so viele persönliche Lebensbereiche passt. Gerade wenn man Neues probiert, muss man oft einfach dranbleiben und darf nicht in alte Gewohnheiten zurückfallen, nur weil sie bequem sind.
Arbeit mit Leidenschaft
Nach 13 Kapiteln folgt zum Schluss noch Tipp Nr. 14, der sehr entscheidend ist. Hier nutze ich die Gelegenheit nun auch einmal direkt Shakespeare bzw. Hamlet zu zitieren:
„Gewiß, der uns mit solcher Denkkraft schuf,
Voraus zu schaun und rückwärts, gab uns nicht
Die Fähigkeit und göttliche Vernunft,
Um ungebraucht in uns zu schimmeln.“
Es geht darum, seine eigenen Talente und Fähigkeiten zu nutzen und eben nicht „verschimmeln“ zu lassen. Von daher gilt es einfach immer, sich und sein Tun selbst zu hinterfragen. Was will ich tun und wo liegen meine Stärken? Verschimmeln ist keine Option, oder? Wer Erfolg haben will, muss nach diesem Grundsatz handeln und auf jeden Fall seine Interaktionen mit Mitmenschen reflektieren.
Für wen ist das „Shakespeare-Prinzip“ eine gute Wahl?
Andreas Sturm ist in jedem Fall ein großer Fan von Shakespeare und überhäuft den Leser mit Zitaten und Inhaltsbeschreibungen aus verschiedenen Stücken. Das Buch ist also eine erstklassige Wahl für Shakespeare-Verehrer und jeden, der es noch werden will. Nach der Lektüre ist man umso einige Zitate reicher, die im Gedächtnis bleiben und vielleicht sogar den Weg zum Erfolg ebnen werden. „Oder wie Shakespeare schon sagte“ wird die neue Floskel für Reden und Vorträge – und beeindruckt sicher.
Kurz: Mache dich auf eine Überdosis Shakespeare gefasst! Wer Shakespeare einmal aus einer anderen Perspektive betrachten möchte oder einfach auf die 13 Erfolgstipps gespannt ist, wird dieses Buch gut durcharbeiten können und tolle Inspirationen mitnehmen können – und nachts wahrscheinlich von Shakespeare träumen.
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