Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach draußen?
Ich muss mal eben hier weg, mal eben wieder hier raus …
Stop! Da will noch jemand einsteigen. Sie stand nur so lange auf dem Abstellgleis, dass sie etwas eingerostet ist, aber gleich hat sie den Sonderzug erreicht. Na also! Einsteigen, hinsetzen und weiter geht die Fahrt.
Anfang des Monats schrieb ich noch, über die ausbleibenden Lockerungen für Kinder, doch dann rollte dieser Sonderzug aus dem nicht herein und was veränderte er nicht alles: KiTas auf! Schulen auf! Hortbetreuung auf! Zurück ins Büro und zurück ins Café!
Ich bin schnell aufgesprungen, als er durch den Bahnhof brauste, und nun sitze ich in dieser Bahn und sehe Corona wie in Trance an mir vorüberziehen. War das alles wirklich passiert?
Die Welt dreht sich weiter
Wochenlang verharrten wir ungesehen auf dem Abstellgleis, nun rattert es wieder von allen Seiten. Plötzlich haben Eltern wieder ganz normale Eltern-Aufgaben, die ich schon fast vergessen hatte:
- Kinderreisepass verlängern
- Passfoto machen
- Schulessen vorbestellen
- Betreuung für den schulfreien Tag nach Pfingsten organisieren
- Kindergeburtstag planen
- Arzttermin ausmachen
Die Schule fragt an: „Wann wird ihr Kind in den Sommerferien den Hort besuchen? Rückmeldung bis zum 28. Mai!“ – Interessante Frage, wirklich, aber wie soll ich, die gedanklich im März hängen geblieben ist, schon Pläne für die Sommerferien parat haben? Ich bin doch gerade erst wieder eingestiegen.

Und während ich hier schreibe, ruft mich die Direktorin der Grundschule an und fragt nach, ob ich diese Woche Zeit finde, mich wegen des Schulflyers mit ihr zusammenzusetzen (Ich habe angeboten, die Gestaltung zu übernehmen). Noch ein Termin, den ich in meinen Kalender eintrage. Der Zug gewinnt wieder ordentlich an Fahrt.
22 Stunden, 28 Stunden, 32 Stunden, 37 Stunden – Gefühlt ändert sich von Tag zu Tag meine Arbeitszeit. Im Mai habe ich 28 Stunden/Woche gearbeitet und so wie es momentan ausschaut, sind es nächste Woche schon 37 Stunden/Woche. (Das ist sehr gut!)
Haben Sie auch nichts vergessen?, fragt der Sonderzug bei der Weiterfahrt. Er meint dabei nicht Koffer oder Regenschirme, sondern Termine, Todos und Listen. Da sind sie also wieder, diese Dinge des Lebens, in die ich tatsächlich erst mal wieder hineinwachsen muss.
Wann kommt der nächste Halt?
Lockdown oder kein Lockdown? Ich bin echt froh, dass wir uns wieder auf Kurs befinden, wohin auch immer der für jeden von uns führen mag. Im Vergleich mit anderen Familien hatten wir großes Glück, da ich nur wenige Wochen Arbeit & Kinderbetreuung zusammen stemmen musste. Den kompletten April konnte ich bei 100 % Kurzarbeit (und damit 67 % meines Gehalts) zu Hause verbringen und mich in Ruhe um die Kinder kümmern.
Nun sind Schule und KiTa wieder offen und auf Arbeit nehmen die Aufträge auch wieder zu. Ab nächster Woche kann ich fast wieder Vollzeit arbeiten und die Kurzarbeit neigt sich hoffentlich dem Ende entgegen. Das ist der Sonderzug nach draußen, oder?
Nur … Kennst du das Gefühl, in der Straßenbahn zu sitzen und nicht zu 100 % sicher zu sein, dass du die richtige Bahn erwischt hast? Vieles fühlt sich wieder normal an, aber ich fühle mich ein bisschen wie in Trance und bin mir echt nicht sicher, ob ich im richtigen Zug sitze. Hoffentlich muss ich nicht gleich aussteigen und wieder zurück fahren! Noch ein Lockdown wäre nicht auszuhalten …
Wie lenkt man sich ab von den Sorgen rund um die Pandemie? Wahrscheinlich nicht mit Blogbeiträgen über Corona. Soll ich lieber mal wieder nähen? Aber bloß keine Mund-Nasen-Bedeckungen mehr! Davon sind schon 120 über meine Nähmaschine gerattert …
Sitzen wir nun richtig?
Auf die Frage, ob wir im richtigen Zug sitzen, gibt es wie so oft keine Antwort. Trotz zahlreicher Lockerungen scheint ja erstmal noch alles gut. Abstand halten, Mund und Nase bedecken, Hände waschen – Ist das der Schlüssel? Ich bin gespannt, ob es reicht, um weiter in diesem Zug fahren zu dürfen.
Hoffen wir das Beste.
Bleib gesund.
deine

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