Heute habe ich ein Interview mit Sandra A. für euch, die bereits mit 19 Jahren ihre Tochter bekam. Was ist aus ihr geworden? Konnte sie ihren Weg weiter gehen?
Wann hast du dein Kind bekommen? Wie alt warst du da?
Ich habe meine Tochter im November 2012 bekommen, da war ich 19 Jahre alt. Im Juni 2012, also kurz zuvor, habe ich mein Abitur gehabt.
Was hat das für deine Ausbildung bedeutet?
Ich fing im April 2013, als sie noch klein war, mit einem Studium an. Das heißt, ich musste keine bereits aufgenommene Berufsausbildung abbrechen, sondern konnte mir mein Studienfach aussuchen und mich nach Tagespflegepersonen umschauen.
Allerdings brach ich das Studium, das ich im April 2013 anfing, zum 31.08.2014 ab, weil ich einen Tag danach ein duales Studium anfing. Dieses habe ich letztes Jahr (2017) auch erfolgreich beendet.
War dein Partner/deine Partnerin ebenfalls noch in Ausbildung?
Ihr Vater war damals bereits ein Jahr erwerbslos zuhause, da er an starken psychischen Zwangserkrankungen leidet, das tut er bis heute.
Wo bist du jetzt gelandet?
Seit meinem Abschluss bin ich im Rechnungsprüfungsamt einer Kommunalverwaltung tätig und Beamtin auf Probe.
Denkst du, du wärst ohne Kinder jetzt schon beruflich weiter gekommen?
Ohne Kind hätte ich ein duales Studium in der Privatwirtschaft und nicht im öffentlichen Dienst gesucht. Das ist das Wesentliche, was mein Kind in Bezug auf meine Berufswahl geändert hat: Die Sicherheit des Arbeitsplatzes und Gleitzeitmöglichkeiten sind enorm wichtig und die habe ich so bislang nur im öffentlichen Dienst gesehen.
Ich würde nicht behaupten, dass ich ohne Kind weiter gekommen wäre beruflich, aber es wäre alles anders gekommen. Anders heißt aber nicht unbedingt besser. Wobei ich der Auffassung bin, dass ich ohne Kind längst einen Masterabschluss hätte, da es eben doch schwierig ist, Kinder und Lernen miteinander zu vereinbaren, gerade, wenn man alleine ist. Während des dualen Studiums habe ich bspw. kaum gelernt (täglich 150km Fahrtweg, 5 Stunden insgesamt), sondern mich auf meinen Filter verlassen, der Unwichtiges von Wichtigem trennt.
Wie würdest du rückblickend bewerten, dass du in der Ausbildung Mutter/Vater wurdest?
Rückblickend würde ich mich eher dafür entscheiden, nach ein paar Jahren im Beruf Mutter zu werden, meine Tochter entstand aus einer Verhütungspanne. Ich bin froh, dass es sie gibt, und wir das alles gemeistert haben, aber für sie wäre es auch schöner gewesen, eine Mama zu haben, die nicht drei Jahre lang wegen eines dualen Studiums kaum zuhause war bzw. halt jeden Abend sehr spät.
Ich hätte gerne mal ein Jahr im Ausland einen Freiwilligendienst geleistet und Südamerika kennengelernt, das war immer mein Traum, als ich noch kein Kind hatte.
Wird es jungen Eltern schwer gemacht?
Ja. Wenn man bspw. auf dem Dorf wohnt, ist es für junge Eltern sehr schwierig, denn dort sind die Betreuungsangebote nicht weit genug ausgebaut, um wirklich ausbildungsfreundlich zu sein. Sie sind eher dafür konzipiert, dass einer der beiden Elternteile Vollzeit und der andere Teilzeit arbeitet und dann sehr früh zuhause ist (16:30).
Das geht aber bspw. nicht, wenn man bis 17:00 Uhr Berufsschule oder Uni hat. Außerdem finde ich BAföG etwas doof. Durch Elterneigenschaft braucht so manche*r länger für das Studium, da kommen auch mehr Semester unter BAföG-Bezug zusammen, man muss dementsprechend auch mehr BAföG zurückbezahlen. Hier fände ich es gut, wenn sich der zurückzubezahlende Teil reduzieren würde um bpsw. einen Kinderfreibetrag oder so.
Achja, mehr Ausbildungsangebote in Teilzeit fände ich super!
Du bist auch eine Studi- oder Azubi-Mama / ein Studi- oder Azubi-Papa?
Wenn du auch Lust hast, uns von dir zu erzählen, dann schreib mir eine E-Mail an: dresdenmutti@gmail.com oder kontaktiere mich bei Facebook.
Es gibt sie also noch,die jungen alleinerziehenden Mütter die etwas aus ihrem Leben machen wollen,anstatt Täglich ein Lamento auf den Staat einzustimmen..Fünf Stunden Fahrzeit werden in Kauf genommen um später Unabhängiger und “ Freier “ zu sein.Weiter so.Michael A.
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Wie geht es Ihnen und ihrer Tochter heute, Frau Adamowicz?
Das höhrt sich alles sehr stark an, was sie da leisten! Ich hoffe Sie sind weiterhin ihren Weg gegangen und es geht Ihnen und ihrer Tochter gut.
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