Heute möchte ich einen Blick auf meine Praktikumszeit im Verlag zurückwerfen. Juli 2014. Ich war damals 26 Jahre alt, Mama einer 1-jährigen Tochter, Studentin und hochschwanger. Und so glücklich, denn ich hatte einen Praktikumsplatz im Verlag ergattert!
Mein Praktikum umfasste die beiden Monate Juli und August 2014 und ich schnupperte in die Arbeit hinein, bevor im September meine jüngere Tochter auf die Welt kommen sollte. Nun galt es also „Mutterschaft und Beruf“ zu vereinen. Gar nicht so leicht!
Wenn andere Mamis in den Mutterschutz gehen
Da saß ich dann in meinem Praktikum in Köln, im Verlag, in der Sommerhitze. 40 Stunden die Woche hieß, dass ich zwischen 7 Uhr und 17:30 Uhr nicht zu Hause war, um mit meiner Tochter beschäftigt zu sein. Das war völlig ungewohnt! Ich musste von Bonn nach Köln pendeln und ein Schreibtisch sollte mein Zuhause sein, ein Schreibtisch umzingelt von Büchern, den Herzstücken einer Welt von Lesenden!
Soweit klang das nach (m)einem Traum! Ein Foto meiner Tochter zierte großzügig meinen Terminplaner und der Kugelbauch erinnerte mich an die Schwangerschaftswochen Nummer 30 bis 38. Meine Hyperemesis gravidarum quälte mich in dieser Zeit kaum noch.
Tatsächlich hatte ich den Mutterschutz absichtlich ausgenutzt, um noch ein Praktikum einzuschieben. Ich jobbte neben meinem Studium eigentlich an der Uni, was ich während des Mutterschutzes nicht mehr musste. Kombiniert mit einigen Urlaubstagen konnte ich so ein kurzes Praktikum einschieben, bevor Baby Nummer 2 in unsere Familie purzeln würde.
War ich noch der Lieblingsmensch meiner Tochter?
Mein Mann war mit Tochter 1 zu Hause. Wir wurden diesbezüglich nicht in eiskaltes Wasser gestoßen, als mein erster Arbeitstag begann. In Maxis erstem Lebensjahr konnte ich bereits ausreichend Vertrauen in meinen Mann gewinnen, was die Kindererziehung anging. Während ich in der Vorlesung saß, Hausarbeiten schrieb oder meinem Nebenjob nachging, kümmerte er sich um unseren kleinen Zwerg und machte die Sache soweit gut.
Trotzdem war eine Vollzeitarbeit etwas ganz anderes. Ich musste zusehen, wie mir die „Kontrolle“ entglitt und ich zunehmend an Kompetenz verlor, was unsere Tochter anging. Wann und wie oft schläft sie? Fragt den Papa. Was isst sie mittags? Fragt den Papa. Als ich mich im Internet erkundigte, ab wann man einem Kind keine Pre-Milch mehr zubereiten muss, wusste ich noch nicht, dass Maxi bereits seit zwei Wochen verdünnte Kuhmilch trank.
Sowas muss eine Mami doch wissen?!
Bei aller Liebe zum Job war es schwierig, nicht mehr die Nummer 1 zu sein. Ich verlor einen Großteil meiner Mami-Kompetenz. Stand beispielsweise wieder eine Impfung an, tröstete Papa sie und Mama war außen vor.
Wie viel Zeit blieb mir mit meiner Tochter?
Schlimmer als die Arbeitszeit an sich war die Gestaltung der „Abendstunden“. Zum Glück gab meine Tochter mir ausreichend Gelegenheit für gemeinsame Zeit. Das kleine Monster turnte in dem Alter schließlich noch bis 22 Uhr bei uns herum, bis es schlafen wollte.
Soweit schien also alles gar kein Problem, wäre da nicht die Sache mit den Freunden… Wie bringt man in so einen Tagesablauf noch Freundschaften unter? Für mich war das damals noch sehr wichtig. Manchmal konnte ich meine Freunde zu mir nach Hause einladen und dann hatte ich sowohl das Kind als auch die Freunde um mich, das war der Idealfall. Bei Geburtstagen oder anderen Anlässen ging das leider nicht und dann zog ich sogar abends wieder ohne Kind los…

Und andere Dinge standen ebenfalls an. Als Studentin war ich viel „Freiheit“ gewohnt, da bedeutete die Vollzeitarbeit eine heftige Umstellung, denn ich konnte plötzlich nichts mehr „zwischendurch“ erledigen. „Zwischendurch“ existiert einfach nicht mehr. Gestrichen! Neben allgemeinem Haushaltskram, der erledigt werden musste, erstellte ich ein komplett neues Layout für eine Zeitschrift und musste dies nun ebenfalls in den Abend verlegen… In die „Quality Time“, die meiner Tochter zustehen sollte. Da plagt dann schon das schlechte Gewissen, ABER…
Es leben die Wochenenden!
Wochenende hieß Maxi-Zeit und auch wenn mein Mann vielleicht gerne mal Ruhe gehabt hätte, bestand ich darauf, dass sie überall mitgenommen wurde. Wir sangen, malten, spielten und besuchten gemeinsam eine Taufe. Und wir kuschelten natürlich ausgiebig! Darauf freute ich mich jede Woche.
Mein Praktikum lief insgesamt super und ich war stolz darauf, trotz Schwangerschaft alles zu schaffen. Mama darf schließlich auch Ziele haben! Natürlich – ihr habt es gelesen – war es auch stressig und nicht ganz leicht. Aber welches Leben ist das schon?
Würde ich es wieder machen?
Ja, tatsächlich würde ich wieder ins Praktikum gehen, weil ich so eins lernte: eine wissenschaftliche Buchgesellschaft ist nichts für mich. Das Verlagsleben an sich fand ich zwar spannend, war aber durchaus auch für Alternativen offen. Wichtig war mir vor allem, dass ich einmal in einem familienfreundlichen Unternehmen unterkomme.
Ich lernte zudem, dass ich es schaffen konnte, hochschwanger zu arbeiten und dann noch bis 22 Uhr abends die 1-jährige zu bespaßen. Das war eine gute Vorbereitung auf die Zeit mit zwei Kindern. Ein dreiviertel Jahr später – im März 2015 – würde ich zudem in Anschluss an mein Studium die erste richtige Vollzeitstelle annehmen. So wusste ich schon mal, was auf mich zukommen würde – energiemäßig sowie emotional.