Früher dachte ich immer, die Erwachsenen übertreiben maßlos, wenn sie von der „schnell vergehenden Zeit“ sprachen. Aber jetzt, wo ich selbst in ihren Schuhen stehe, kann ich nur sagen: Wow, hatten die Recht! Es ist unglaublich, wie die Jahre im Flug vergehen, sobald man Kinder hat. Gerade noch trägt man 3 Kilogramm Mensch von der Wöchnerinnenstation hinüber zum Taxi, um das neue Familienmitglied nach Hause zu bringen. Und plötzlich ist dieser winzige Mensch zu einem selbstbewussten, 1,45 Meter großen Individuum herangewachsen. Mit kurzen Haaren und einem viel zu großen Pullover sitzt sie da und wartet ungeduldig auf den Brief, der ihr den Eintritt in die weiterführende Schule bescheinigt. Es ist, als hätte ich nur kurz mit den Augen geblinzelt und zack – ein ganzes Jahrzehnt ist vergangen.
Hogwarts wird es nicht werden (Der Brief kommt erst mit 11 Jahren!) und leider auch nicht die Freie Waldorfschule. Überraschender Weise bekamen wir heute eine Absage von dieser Schule, aber das ist eine andere Geschichte. Morgen offenbart uns also ein Brief, ob sie ab nächstem Schuljahr die Gemeinschaftsschule oder das Gymnasium besuchen wird.
Von den Krabbelgruppen zum Kindergarten, nach Dresden und dann in die Grundschule. „Sie werden ja so schnell groß!“ Noch so ein Erwachsenenspruch. Noch so ein Spruch, den ich sehr fühle.
Die Anfänge: Meine ersten Schritte als frischgebackene Mutter
Vor 10 Jahren befand ich mich mitten im Studium, was aus vielen Gründen eine gute Zeit für uns war, Kinder zu bekommen. Zwar verzichteten wir auf üppiges Elterngeld, aber ich befand mich schon im Masterstudium und hatte neben Studium und Nebenjobs noch viel Zeit für den kleinen Wurm. Mein Mann nahm sich 3 Jahre Elternzeit und so lebten wir ein bescheidenes, aber sehr schönes Familienleben. Von jetzt auf gleich stellte Maxi unser Leben auf den Kopf und machte und sehr viel Freude.
Ich empfand es damals wie heute als große Bereicherung, als erst Maxi und dann direkt auch Mini bei uns einzogen.

Ich trug de Kinder in einem Tragetuch ins Leben hinein und füllte die Rolle als Mama von Herzen gern aus. Es machte mir Spaß, mit Maxi und Mini herumzualbern und ihnen Dinge beizubringen. Einer der schönsten Tage war der 16. Oktober 2014, als Maxi endlich durch unseren Garten frei laufen konnte und von uns Eltern sowie unseren Nachbarn und Nachbarskindern angefeuert wurde.
Die Herausforderungen des Alltags: Balance zwischen Mutterschaft und persönlichen Bedürfnissen
In den ersten Jahren als Mama fordern die Kinder viel Zeit und Energie. Trotzdem hatte ich auch Ansprüche an mich selbst, denen ich neben dem Mamasein gerecht werden wollte. So stand außer Frage, dass ich mein Masterstudium durchziehen werde. Erst mit einem, dann mit zwei Kindern absolvierte ich meinen Master in 5 statt 4 Semestern. Da ich an der Uni als studentische Hilfskraft gearbeitet hatte, wurde mir direkt im Anschluss eine Vollzeitstelle angeboten. Ein Glücksfall für uns! Mein Mann konnte weiter in Elternzeit bleiben und das Gehalt versorgte uns als Familie.
Schwierig wurde das Leben als Familie tatsächlich erst dann, als auch mein Mann mit Arbeiten begann, denn wir hatten in Bonn nur eine reduzierte KiTa-Betreuung von 7:30 bis 14:30 Uhr. Da mein Mann von nachmittags arbeitete, konnte ich nicht mehr Vollzeit arbeiten. Vor allem Nachmittagstermine wurden ein Problem und wir probierten vier Babysitterinnen aus, um zumindest einige Termine möglich zu machen, aber es funktionierte eher schlecht und fraß einiges an Geld.
Fazit: Vereinbarkeit in Bonn war schwierig. Zum Glück zogen wir dann nach Dresden, wo es nicht nur familienfreundliche KiTas gab, sondern auch eine (unausgesprochene) Hort-Garantie für Schulkinder! In Dresden klappte die Vereinbarkeit dann wieder sehr gut und wir fühlten uns auch in der neuen Hausgemeinschaft schnell wohl.
Stolz und Freude: Meilensteine und besondere Momente mit meinen Kindern
Über viele Meilensteine haben wir uns vorher Gedanken gemacht: Wann werden die Kinder laufen? Wann Fahrrad fahren? Schleife binden? Wann schwimmen? Wann flüssig lesen? usw. Aber all das schaffen die Kinder ganz von sich aus, in dem Moment, in dem es für sie an der Reihe war.
Wie gesagt: Der Tag, an dem Maxi laufen lernte, war einer der schönsten Tage in unserem Familienleben. Wir hatten lange darauf gewartet und dann lief das Mädchen ab dem ersten Schritt alleine durch den Garten, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Auch der Tag der Einschulung bleibt mir bei beiden Kindern sehr positiv in Erinnerung, weil wir die Tage groß und schön gefeiert haben. Wie Mini mit ihrer Sonnenblume in der Hand mit der neuen Klasse zusammenstand, ist eine unvergessliche Erinnerung.

Sehr positiv in Erinnerung habe ich einen einfachen Urlaub am Briesensee im Spreewald, wo auch wir Eltern den Urlaub sehr genossen haben. Das ist nicht selbstverständlich, da die Kinder zuvor in Urlauben eher noch mehr Aufmerksamkeit brauchten und unsere Zeit und Energie noch mehr forderten. Am Briesensee spielten sie mit anderen Kindern und wir konnten in der Sonne liegen und Bücher lesen.
Auch sehr schön: Mir fällt ein Buch ein, in dem Mini eine Katzengeschichte mit Bildern gemalt hat, als sie noch in den Kindergarten ging. Und ganz aktuell hat Maxi ihre erste Autogrammkarte geholt (Lina), für die wir 2,5 Stunden anstehen mussten in der Altmarktgalerie.
Erkenntnisse und Erfahrungen: Was ich in den letzten 10 Jahren über die Mutterschaft gelernt habe
- Schlafen ist das A und O. Alles wird einfacher, wenn der Schlafmangel verschwunden wird.
- Kinder müssen nicht erzogen werden, sie ahmen alles nach und werden dadurch automatisch recht gut „erzogene“ Menschen.
- Die schönsten Momente sind manchmal jene, in denen man Dinge zulässt, die „man“ eigentlich nicht machen soll. Pizza auf dem Spielplatz. Noch nach 20 Uhr einen Spaziergang machen, obwohl morgen Schule ist. Einen Tag nur im Schlafanzug verbringen. Die Harry-Potter-Filme schauen, obwohl man noch nicht 12 Jahre alt ist.
- Menschen sind verschieden. Meine Kinder haben also alles recht der Welt, anders zu sein als andere.
- Es ist wichtig, schöne Familienmomente zu schaffen und sie zu genießen. Wie eingangs erwähnt: Die Kinder werden so schnell groß!
Das Wachsen und Verändern: Wie sich meine Rolle als Mutter im Laufe der Zeit entwickelt hat
Nach meinem Gefühl beginnt für viele Menschen die „Verwandlung“ zu Mutter direkt nach der Geburt. Tatsächlich stimmt das einerseits, andererseits hat sich für mich auch vieles nicht verändert. Ich ging zur Uni, arbeitete in meinen Nebenjobs und traf Freunde. Letzteres zwar oft mit Baby, aber im Grunde ging mein Leben ähnlich weiter wie vorher. Natürlich war die Müdigkeit eine Herausforderung, ganz besonders als Mini auch noch hinzukam und wir zwei kleine Menschen hatten, die nachts nicht ins Bett gehen wollten.
Mehr verändert hat mich die Vollzeit-Berufstätigkeit nach dem Studium. Nun gab es keine flexible Zeiteinteilung mehr, sondern ich arbeitete von 7-15:30 Uhr und war dann bis 22/23 Uhr mit den Kindern zusammen. Zeitgleich beendeten viele Freunde ihr Studium und zogen weg oder begannen auch mit Arbeiten. Mit Beginn der Kindergartenzeit für Maxi verbrachte ich auch viel mehr Zeit mit den KiTa-Eltern als mit meinen Freunden, weil wir oft nachmittags auf den Spielplatz gingen oder sich die Kinder verabredeten.
Im Laufe der Zeit hat sich dann ein „Freiheitsdrang“ entwickelt. Am Anfang drehte sich das Leben um die Kinder. Es musste gewickelt und gefüttert und bespaßt werden. Es ging raus in den Garten oder auf den Spielplatz. Zur Krabbelgruppe, zu KiTa-Freunden. Es wurde gestillt und getröstet. Und geschaukelt und gesungen. Gebadet, gekämmt und Zähne geputzt. Die gesamte Freizeit verbrachte man mit Kindern neben, unter, über sich. Meistens auf dem Arm.

Inzwischen brauche ich Me-Time und fordere diese auch von meinen Kindern ein. Ihr kennt das sicher: Mit zwei Kleinkindern kann man sich nicht hinsetzen und eine Stunde lang ein Buch lesen. Es sei denn, der Papa bespaßt sie in der Zeit. Mit zwei Grundschulkindern geht das hingegen sehr gut. Mehr Me-Time ist eine angenehme Entwicklung und gleichzeitig vermisse ich die putzigen Kleinkinder, die Maxi und Mini damals waren. Das Lachen bei „Kikeriki“, das Türmchen bauen, den schlafenden Körper auf mir drauf, das „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ und die Bilder von Kopffüßlern.
10 Jahren Mamasein – Sie erfüllen mich mit Dankbarkeit und Stolz. Ich liebe die zwei Mädchen, die mit uns durchs Leben gehen und freue mich jeden Tag auf die Erlebnisse mit ihnen. Eben waren wir noch an der Elbe, um das warme Frühlingswetter am Ufer zu genießen. Mal schauen, was der Tag morgen bringen wird.
(Und wenn nochmal 10 Jahre vorbei sind, berichte ich euch, wie es in der Empty-Nest-Sebsthilfegruppe läuft.)
deine

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