Leseecke: „Panda Mama“ von Esther Wojcicki

Wie man glückliche und selbstbewusste Kinder großzieht, will das Buch „Panda Mama“ von Esther Wojcicki den Leser*innen näher bringen. Mit ihren Prinzipien Vertrauen, Respekt, Selbstständigkeit, Zusammenarbeit, Freundlichkeit und Mitgefühl erreicht sie das (Englisch: Trust, Respect, Independence, Collaboration und Kindness – kurz: TRICK). Und im Grunde ist es genau so einfach wie es klingt.

Panda Mama – ein Erziehungsratgeber & mehr!

„Panda Mama“ soll ein Erziehungsratgeber sein, aber ich finde, er geht deutlich darüber hinaus. Die Prinzipien, die Esther Wojcicki vermittelt, sind essentiell für Kinder und Jugendliche, aber auch für unser Leben im Erwachsenenalter. Wie sehr haben wir selbst Vertrauen, Respekt, Selbstständigkeit, Zusammenarbeit, Freundlichkeit und Mitgefühl in uns verankert?

Sie schreibt:

„Firmen suchen Mitarbeiter mit Biss, Kreativität, der Fähigkeit, eigenständig zu denken, im Team zu arbeiten und auf eine in stetiger Veränderung begriffene Welt zu reagieren“.

Als Lehrerin schlug sie einen für die damalige Zeit ungewöhnlichen Weg ein und begab sich auf Augenhöhe zu ihren Schüler*innen, was – laut ihrer Aussage – für einige Kids von weitreichender Bedeutung war. Man mag den Ratgeber als Loblied auf ihre eigene Erziehungskompetenz missverstehen, doch ich fand das Lesen sehr inspirierend!

Hier ist ein kurzes Video (auf Englisch) für alle, die an der Person Woj interessiert sind. Sie redet darin über Erziehung und bringt das Problem unseres Schulsystems in einfachen Worten auf den Punkt.

Für Woj geht es nicht darum, den perfekten Arbeitnehmer heranzuziehen, was man auf den ersten Blick wahrscheinlich vermutet, denn die Autorin selbst hat drei Töchter, die alle beeindruckende Karrieren hingelegt haben, aber Woj drillte sie nicht zu Erfolg, sondern stärkte ihre Kompetenzen, sagt sie. Von Beginn an vertraute sie den Töchtern und ließ sie selbstständig agieren lies.

Dem Prinzip der Selbstständigkeit verdankt das Buch übrigens seinen Namen, denn eine Panda Mama entlässt ihre Jungen früh in die Selbstständigkeit.

Reflektieren über die eigene Erziehung

Wie oft reflektiere ich grundlegend meine Erziehung? Ich habe keinen beruflichen Background als Erzieherin, Lehrerin oder Entwicklungspsychologin. Stattdessen erziehe ich viel „aus dem Bauch heraus“. So geht es dir vielleicht auch? Trotzdem habe ich zum einen das Bedürfnis, meinen Erziehungsstil bestätigt zu bekommen, und zum anderen mache ich die Erfahrung, dass sich aus jedem Buch etwas mitnehmen lässt.

Sicherlich lasse ich meine Kinder schon viel selbstständig machen, aber Woj hat mir doch Bereiche gezeigt, in denen noch mehr drin ist. Sie hat beispielsweise ihre Enkeltöchter allein an einem Supermarkt abgesetzt, um ihre Schulmaterialien für den Schulbeginn zu kaufen, ist dann woanders hin gefahren, und hat sie nachher wieder an der Kasse abgeholt. Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht einmal darüber nachgedacht, meine 6-jährige Tochter schon alleine einkaufen zu schicken…

Inzwischen habe ich einiges ausprobiert, um zu schauen, wie selbstständig meine Töchter sind – und siehe da: meine große Tochter kann alleine Pizza backen (sie hat sogar den Fertigteig aufbekommen und ausgerollt!). Seit kurzem lasse ich die Kinder auch alleine zu Hause, wenn ich einkaufen gehe (Dauer ca. 20 Minuten). Nachbarskinder alleine besuchen oder alleine im Hof spielen, dürfen sie schon länger. Sie helfen mir inzwischen auch, den Geschirrspüler auszuräumen oder den Tisch zu decken. Maxi kümmert sich allein um das Altpapier, das sie für die Schule sammelt – ich vertraue den Kindern, das sie das hinbekommen und tatsächlich klappt es auch. Das ist großartig!

Hand aufs Herz: Was war blöd am Buch?

Ein wenig Schnappatmung bekam ich bei Wojs Kapitel über das Schlafverhalten von Kindern. Im Grunde bestehe der Trick nur darin, dem Baby zu vertrauen, dass es alleine schlafen kann. Wenn es aufwacht und meckert, könne es ganz von selbst schaffen, wieder einzuschlafen – z.B. mit einem Schnuller oder Plüschtier. Soweit so gut. Ich glaube ihr sogar, dass sie als Mutter von drei Kindern, bei denen es funktionierte, denkt, es sei bei allen Kindern so easy. Man werfe jedoch einen Blick auf die Palette an Elternratgebern, die sich allein mit dem Schlafen beschäftigen, und schon sieht man: so einfach ist es eben doch nicht.

Wer meinen Blog liest, der weiß, dass meine Kinder als Baby und bis etwa 2,5 Jahre erst zwischen 22 und 23 Uhr geschlafen haben. Und ich fand das NICHT gut. Wir haben extrem viel ausprobiert, aber die innere Uhr meiner Kinder tickte einfach anders. Neidisch schauten wir aufs Nachbarskind, das abends früh signalisierte, wenn es müde war und 18 Uhr (sic!) bereits schlummerte. Ist eine meiner Töchter um diese Zeit eingeschlafen, wachte sie um 19 Uhr wieder auf…

Ich schweife ab, aber das Thema „Schlafen“ ist ein Reizthema, mit dem sich Woj besser nicht anlegen sollte. Mit Sicherheit bin ich nicht die einzige Mutter, die bei dem Thema gereizt reagiert.

Auch bei einem anderen sehr wichtigen Thema stimme ich nicht mit Woj überein. Sie findet nämlich, Eltern sollten immer versuchen, eine Scheidung zum Wohle der Kinder zu vermeiden. Sie meint, man müsse nur wieder zueinander finden, aber so einfach ist es nicht immer und manchmal ist eine Scheidung/Trennung für alle besser. Ja, auch für die Kinder.

Kinder dürfen Mist bauen

Kommen wir wieder zu den Gedanken, die mir gut gefallen haben. Einer davon ist: Kinder dürfen Mist bauen. Woj sagt sogar:

„Kinder müssen als Kinder einfach Mist bauen, um als Erwachsene weniger Mist zu bauen. Das heimische und schulische Umfeld sollte Lernprozesse unterstützen und damit auch Scheitern zulassen.“

Wieso nur erwarten wir immer Perfektion? Meine Tochter hat gerade die U9 in den Sand gesetzt, wenn man das so sagen darf. Sie hat nicht geredet, nicht gezeichnet und auch nicht beim Hörtest kooperiert. Ich musste mich sehr daran erinnern, dass sie ein 5-jähriges Mädchen ist und die Prüfungssituation vermasseln DARF. „Was soll werden, wenn sie in die Schule kommt?“ – ein Damoklesschwert hängt über meinem Kopf. Doch warum? Weil ich weiß, wie Schule funktioniert und Angst habe, dass sie mit ihrer Schüchternheit und ihrer Eigensinnigkeit Probleme bekommen könnte. Doch sie ist noch gar nicht in der Schule! Sie hat noch ganze zwei Jahre Zeit, um selbstbewusster zu werden. Dabei möchte ich sie unterstützen. Wir schaffen das.

Eine besondere Lehrmethode der Panda Mama

Von einer Lehrmethode Wojs möchte ich noch kurz erzählen, weil ich sie bemerkenswert und richtig finde: Woj unterrichtet Journalismus. Sie lässt ihre Schüler aber nicht nur Artikel schreiben und bewertet diesen dann, sondern die Schüler können den Artikel immer weiter verbessern, bis sie eine gute Note haben. Ich stimme mit Woj überein: Auf diese Weise lernen Kinder am meisten UND am Ende steht eine positive Bewertung für die Arbeit, die man sich gemacht hat. Glück und Zufriedenheit sind die Folge. Zudem haben die Kinder deutlich weniger Leistungsdruck.

„Ich wollte den Lernprozess und die harte Arbeit benoten und nicht, dass man es auf Anhieb schaffte.“

Mut, Zivilcourage und gemeinnützige Tätigkeiten

„Ermutigen Sie Ihr Kind, sich für das einzusetzen, was wichtig ist – und zwar schon von klein auf. Kinder dürfen widersprechen, solange sie es auf respektvolle Weise tun.“

Starke Kinder setzen sich nicht nur für eigene Bedürfnisse ein, sondern auch für die Anliegen anderer. Ich hoffe, jeder bringt seinen Kindern bei, sich gegen Mobbing zu positionieren und respektvoll mit seinen Mitmenschen umzugehen. Doch Woj bringt noch einen weiteren Gedanken ins Spiel: sich gegen Erwachsene zu positionieren.

Ich frage mich direkt: Wird das Kind gut ankommen, wenn es seine Meinung sagt? Kinder, die sich gegen Erwachsene stellen, gelten als frech und ungezogen. Ich frage mich, was bringe ich den Kindern bei? Dürfen sie unbequem sein? Als Kinder? Oder sollen sie lieber den Mund halten, auch wenn etwas offensichtlich nicht richtig ist?

Wir sollten Kindern im familiären Rahmen ihre eigene Meinung einräumen und sie zu Diskussionen ermutigen. Im geborgenen Umfeld der Familie kann man sich ausprobieren und das Selbstbewusstsein bekommen, das man braucht, um auch gegenüber Erwachsenen seinen Mund aufzumachen. Aus diesem Selbstbewusstsein heraus wachsen Bewegungen wie „friday for future“. Das ist GUT!

Das Ziel? Ein sinnerfülltes Leben!

Die Panda Mama Woj gibt mir wahnsinnig viele gute Impulse oder bestätigt mich in meinen eigenen Ansichten. Zum Beispiel finde ich wie Woj, dass wir in Zeiten des „Überflusses“ leben und Kinder dadurch häufig nicht lernen, sich anders zu helfen und sowohl dankbar als auch kreativ zu sein. Ich hätte meinen Töchtern beispielsweise längst die Paw Petrol-Zentrale kaufen können, weil sie diese unbedingt haben wollten, aber es war viel schöner, sie die Zentrale aus Pappe selbst bauen zu sehen.

Woj meint auch, unser Glück hänge vor allem von unseren Beziehung ab, nicht von Liebesbeziehungen allein, sondern vor allem auch von Freunden und Familie. Freundlichkeit und Mitgefühl sind das A und O! Wir müssen unseren Kindern vorleben, dass sich die Welt nicht um sie allein dreht, sondern dass sie im Gegenteil auf ihre Mitmenschen achten sollen.

Woj betont, dass wir danach streben sollten, die Gemeinschaft besser zu machen und auch damit hat sie mich voll und ganz auf ihrer Seite. Das denke ich auch! Ein wesentlicher Schlüssel zu Glück ist, sich nicht nur um seinen eigenen Kram zu kümmern. Soziales Engagement ist so wichtig! Hin und wieder beziehe ich auch die Kinder mit ein. Sie haben bei der Elbwiesenreinigung geholfen, bei der Schulhofbepflanzung oder mit mir das Geschenk für „Weihnachten im Schuhkarton“ gepackt. Auch sehen sie, wenn mein Mann und ich uns sozial engagieren – und ich hoffe auf Nachahmung, denn sie merken jetzt schon: es ist gut und es macht glücklich.

„Du musst auch eindringlich die Freude eines sinnvollen Lebens zeigen. Ob durch Geschichten, Theater, Religion oder eigenes Vorleben von sinnerfülltem Verhalten müssen wir unsere Kinder lehren, wie Bedeutung aussieht. Und zwar nicht wie ein neuer Mercedes und ein Ferienhaus auf Cape Cod. Bedeutung ist Verbindung, Beziehungen, Mitwirkungen […]“

Rezension: Panda Mamas sind cooler als man denkt

Ich kann dir den Ratgeber „Panda Mama“ sehr empfehlen. Nimm dir einfach mal wieder einen Moment, um über deine eigene Erziehung zu reflektieren. Ich bin sicher, du wirst den ein oder anderen Impuls aus Wojs Ratgeber mitnehmen können. Für die Erziehung deiner Kinder und dein eigenes Leben.

Auf eine glückliche Erziehung!

deine

Schriftzug Dresden Mutti

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